Interview mit Bürgermeister Obermaier

Herr Bürgermeister, seit unserem letzten Gespräch hat sich in Westendorf einiges getan!

Bürgermeister Obermaier: Ja, das ist wohl wahr. Wir haben umfangreiche Baumaßnahmen "An der Halde" und die Erschließungsarbeiten im Baugebiet "Vogelwiese II" fertiggestellt sowie den Bebauungsplan für das Baugebiet "Bicheläcker II" aufgestellt. Unser größtes und sichtbarstes Bauvorhaben war und ist aber noch bis Mitte 2021 der Gerinneausbau der Gennach, um endlich die Hochwassergefahr einzudämmen. Im Zuge dieser Arbeiten – wenn man schon mal alles umgräbt – ist auch ein kleiner aber feiner "Dorfplatz" bei der "Neuen Gasse" geplant.

Viel Neues also in Westendorf. Aber ich habe gehört, das ist nicht alles …

Bürgermeister Obermaier: Nein, wir haben schon das nächste Ziel: Viele Senioren möchten lieber in ihren eigenen vier Wänden alt werden, als sich in einem Heim betreuen zu lassen. Um das zu erleichtern, wird es künftig in Westendorf eine "Gemeindeschwester" und den Helferkreis "WIR in Westendorf" mit Hilfsangeboten für Senioren und ihre Angehörigen geben.

Wie ist diese Idee entstanden?

Bürgermeister Obermaier: In der Gemeinde Westendorf engagieren wir uns stark und gerne für unsere Jüngsten: Eine attraktive Kindertagesstätte, die Grundschule vor Ort mit zahlreichen Aktivitäten, ein Kinderschwimmbad, Spielplätze, Jugendtreff … jetzt wollen wir auch mal was für unsere Bürger im besten Alter tun! Bei den Planungen haben wir uns am Beispiel der Gemeindeschwestern in Dänemark orientiert, wo diese Funktion schon lange erfolgreich eingesetzt wird.

Was kann man sich unter einer "Gemeindeschwester" vorstellen?

Bürgermeister Obermaier: Das Thema "Zuhause alt werden" ist vielschichtig. Dabei geht es keineswegs nur um Essen auf Rädern oder dergleichen. Die Gemeindeschwester soll als Bindeglied zwischen den Senioren*innen bzw. deren Angehörigen und den bestehenden Ange­boten für ältere Menschen fungieren. Es geht also nicht um Pflegeleistungen, sondern um soziale Angebote. Das kann auch mal ein Kartenspiel oder ein netter Hoigata sein. Eine moderne Gemeindeschwester ist hauptsächlich eine zentrale Anlaufstelle und wird bei ihrer Arbeit vor allem viel "netzwerken" müssen.

Sie haben eine Gemeindeschwester aus dem Ort gewinnen können …

Bürgermeister Obermaier: … ja, Frau Angelika Bergmann aus Dösingen. Sie ist examinierte Altenpflegerin und leitet eine Wohngruppe in der Lebenshilfe Kaufbeuren. Und dass sie zugesagt hat, hat mich sehr gefreut. Weil es ja teilweise um sensible Fragen geht, ist es wichtig, dass eine vertrauenswürdige und empathische Persönlichkeit aus der Gemeinde diese Aufgabe übernimmt. Sie ist bei der Gemeinde angestellt und erhält ein eigenes Büro im Gemeindeamt. Sie wird als mobile Fallmanagerin, die insbesondere die ältere Bevöl­kerung der Gemeinde zuhause aufsuchen soll, tätig sein.

Bekommt die Gemeinde bei diesem Projekt Hilfen?

Bürgermeister Obermaier: Die Gemeinde finanziert die Stelle der Gemeinde­schwester und auch die Ausgaben des neuen Helferkreises "WIR in Westendorf" selbst. Unsere gesicherte Finanzlage gibt das her. Wir bekamen allerdings wertvolle Planungshilfen, z.B. von Herrn Vogt vom Landkreis oder von Frau Friedhoff vom Bayerischen Weißen Kreuz. Und nicht zu vergessen 40 kostenlose Unterrichtseinheiten durch das Landratsamt Ostallgäu, die den Helferkreis qualifizieren, Hilfe zur Unterstützung im Alltag zu leisten.

Lassen Sie uns über den Helferkreis sprechen ...

Bürgermeister Obermaier: Darauf bin ich extrem stolz! Spontan haben sich 17 Personen aus der Gemeinde bereit erklärt, sich in einem Helferkreis für unsere Senioren und Seniorinnen zu engagieren. Für dieses ehrgeizige Vorhaben haben sie wieder die Schulbank gedrückt und zahlreiche Sitzungen und Planungsgespräche hinter sich. Und auch schon konkrete Ergebnisse vor­zuweisen.

Haben Sie ein Beispiel?

Bürgermeister Obermaier: Das Bürgercafé in der ehemaligen Bäckerei in Westendorf, das bereits Ende August 2020 eingeweiht wurde, aber wegen Corona bis jetzt noch nicht wirklich genutzt wurde. In dieser Einrichtung können sich die betreuten Personen einmal wöchentlich zu verschiedenen Aktivitäten mit dem Helferkreis treffen. Gleichzeitig ist das Bürgercafé eine Begegnungsstätte für pflegende und betreuende Angehörige. Eine „Tankstelle“, um Energie aufzunehmen und sich gegenseitig auszutauschen.

Viele neue Projekte also vor allem für Ihre älteren Bürger und Bürgerinnen!

Bürgermeister Obermaier: Das ist richtig. Ich denke, alles in allem sind wir auf einem guten Weg, eine – noch – lebenswertere Gemeinde zu werden.

 

Mit Bürgermeister Fritz Obermaier sprach Sin Biechele.